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Jugend auf dem Land Blaskapelle und Disco, Fußballverein und Facebook, Landlust und Landfrust – nie waren die Lebenswelten von Jugendlichen auf dem Land vielfältiger und kontrastreicher. Früher war das Dorfleben fast ausschließlich von der Landwirtschaft geprägt. Heute sind längst auch städtische Lebensformen hinzugekommen. Viele Jugendliche leben gerne in ihrem Dorf, und doch möchten sie auch immer wieder „herauskommen” und die Stadt erleben. Jung sein auf dem Land, das sind spannungsreiche Erfahrungsräume zwischen Tradition und Moderne, zwischen Heimatverbundenheit und Sehnsucht nach dem Anderen, über die es sich nachzudenken und zu schreiben lohnt. Dieses aktuelle Themenfeld steht im Mittelpunkt des diesjährigen Literaturwettbewerbs, der von der Akademie Ländlicher Raum durchgeführt wird. Im Rahmen des Wettbewerbs sind baden-württembergische Autorinnen und Autoren aufgerufen, sich mit den Lebenswelten von Jugendlichen auf dem Land literarisch auseinander zu setzen. Dabei können alle Formen und Facetten ländlicher Jugendkultur in Vergangenheit und Gegenwart in den Blick genommen werden. Eine rege Beteiligung von jungen Autorinnen und Autoren ist ausdrücklich erwünscht. |
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„Es ist spannend und lohnenswert, den vielfältigen Facetten der Jugendkultur auf dem Land literarisch nachzugehen. Die zwölf besten Beiträge des Wettbewerbs gewähren außerordentlich scharfsinnige und nachdenkliche Einsichten in jugendliche Lebenswelten. Damit bereichern sie die Literaturszene und den kulturellen Dialog über ein wichtiges Thema“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, am Dienstag (19. November) in Stuttgart bei der Preisverleihung und Buchvorstellung zum Literaturwettbewerb 2013 „Jugend auf dem Land“. Die Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg hatte baden-württembergische Autorinnen und Autoren aufgerufen, sich mit dem Thema „Jugend auf dem Land“ literarisch auseinanderzusetzen. Minister Bonde würdigte die zwölf besten von insgesamt 113 eingereichten Arbeiten. Der mit 2.500 Euro dotierte erste Preis ging an Susanne Benda (Stuttgart) für ihre Erzählung „Zug um Zug“, eine Geschichte von vier Schülern, die auf dem Dorf mehr Bewegungsfreiheit haben und mehr Zeit, um selbst erdachte Spiele zu verfolgen als Kinder in der Stadt. Die „Viererbande“ mit einem „Boss“ an der Spitze durchstreift Felder und Häuser, leistet sich kleine Diebereien, verfolgt einen mysteriösen „Großen Plan“ und nimmt sich selbst bei alledem sehr ernst. Der Witz, der Kinderköpfe auf ebenso gescheite wie absurde Einfälle bringt, hat auch die Autorin inspiriert. Man mag im Hintergrund ihrer Geschichte einen leisen Spott auf die Enge des Lebens in der Stadt vermuten, doch fasziniert ihre Erzählung vor allem durch die Poesie der kindlichen Spiele, die sie beschreibt. Der zweite Preis (1.500 Euro) ging an Hanna Münch (Ulm) für ihren Text „Tagebuch einer Außerirdischen“. Darin zeichnet die Autorin charmant das Bild einer Schülerin, der es gelingt, mit feiner Ironie, dabei liebevoll und mit Empathie sich selbst sacht an die Hand zu nehmen und sich in die für sie neuen dörflichen Verhältnisse einzufügen. Ihre ersten Gehversuche im ihr bislang so fremden Milieu vertraut sie ihrem Tagebuch an. Jeweils kurz vor dem Einschlafen wendet sie sich dann an ihren Moony, ihren geheimnisvollen Freund. Denn nicht zuletzt gelingt es ihr durch die witzig geführten Hinwendungen an ihren Mann im Mond, sich in der anfangs so fremden ländlichen Welt zurechtzufinden. Mit dem dritten Preis (1.000 Euro) wurde der Stuttgarter Autor Thomas Hoeth ausgezeichnet. Die Ich-Erzählerin seiner Kurzgeschichte „Jana Doppelkopf“, die 16-jährige Sarah, charakterisiert sich selbst als Mädchen mit Sozialtick. Sie möchte nach einer zufälligen Begegnung den älteren Penner Paule Kramp vom Saufen abbringen. Tatsächlich kommt er nüchtern zum vereinbarten Treffen und erzählt ihr die phantastische Geschichte von einem doppelköpfigen Schwein, das ihm einige Jahre Halt im Leben gab. Diese ungewöhnliche Begebenheit beschreibt Hoeth subtil und glaubhaft, und am Schluss gibt es für Sarah und die Leser eine Art erzählerisches Vermächtnis. Mit einer Ehrenurkunde wurden folgende Autorinnen und Autoren ausgezeichnet:
Hintergrundinformationen: Susanne Benda, geboren 1963 in Hannover, studierte Germanistik, Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft. Sie lebte und arbeitete von 1988 bis 2002 in Schallstadt (Lkr. Breisgau-Hochschwarzwald) als freiberufliche Musikjournalistin. Seit 2002 ist sie Musikredakteurin (klassische Musik, Oper, neue Musik) der „Stuttgarter Nachrichten“. Neben zahlreichen Erzählungen wartet der gerade beendete Roman „Los“ über zwei gegenläufige Frauenschicksale und die deutsch-norwegische Nachkriegsgeschichte noch auf eine Veröffentlichung. Hanna Münch wurde 1978 in eine Theaterfamilie geboren, und steht, seit sie denken kann, auf der Bühne. Sie spielte in zahlreichen Theater-, Tanz- und Kabarettprogrammen. Eine weitere Leidenschaft ist das Schreiben von Kurzgeschichten, Gedichten und kabarettistischen Texten. Sie schreibt Texte für die Strado Compagnia Danza („Spieglein, Spieglein“ 2010, „Schwere Flügel“ 2011, „Der Fremde in der Fremde fremd“ 2012), tourt mit Kollegin Heike Sauer als Kabarettduo „Münch & Sauer“ durch die Lande und nimmt dabei alles, was ihr an aktuellen Themen in die Finger kommt, literarisch und verbal auseinander. Thomas Hoeth ist 1962 in Berlin geboren, am Bodensee aufgewachsen und lebt in Stuttgart. Er hat Politik, Wirtschaftswissenschaften und Philosophie studiert. Nach einem Zeitungsvolontariat arbeitete er mehrere Jahre als politischer Redakteur. Nach einer weiteren Ausbildung zum Drehbuchautor ist er als freier Autor, Journalist und Regisseur für den SWR tätig. Hoeth lehrte viele Jahre kreatives Schreiben und Journalismus und war als Trainer in der Journalistenausbildung tätig. Bisher sind von ihm mehrere Romane und zahlreiche Kurzgeschichten erschienen. Neben anderen Auszeichnungen erhielt er 2010 den Stuttgarter Krimipreis. Zur Fachjury gehörten Irene Ferchl (Publizistin, Herausgeberin des Literaturblatts für Baden-Württemberg), Prof. Dr. Hannelore Schlaffer (Stuttgart), Felicitas Vogel (Neske-Bibliothek Pfullingen), Prof. Dr. Thomas Vogel (Tübingen) und Janina Zemni (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz). Das Buch mit den zwölf besten Texten des Wettbewerbs ist im Silberburg-Verlag erschienen: Jugend auf dem Land. Neue Geschichten und Gedichte aus Baden-Württemberg. Herausgegeben von der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg. Tübingen 2013. [ISBN 978-3-8425-1266-5; 120 Seiten; 20 Farbfotografien, 13,5 x 20,5 cm; gebunden; 14,90 €;www.silberburg.de] |
Blaskapelle und Disco, Fußballverein und Facebook, Landlust und Landfrust – nie waren die Lebenswelten von Jugendlichen auf dem Land vielfältiger und kontrastreicher. Früher war das Dorfleben fast ausschließlich von der Landwirtschaft geprägt. Heute sind längst auch städtische Lebensformen hinzugekommen. Viele Jugendliche leben gerne in ihrem Dorf, und doch möchten sie auch immer wieder „herauskommen” und die Stadt erleben. Jung sein auf dem Land, das sind spannungsreiche Erfahrungsräume zwischen Tradition und Moderne, zwischen Heimatverbundenheit und Sehnsucht nach dem Anderen, über die es sich nachzudenken und zu schreiben lohnt. Dieses aktuelle Themenfeld steht im Mittelpunkt des diesjährigen Literaturwettbewerbs, der von der Akademie Ländlicher Raum durchgeführt wird. Im Rahmen des Wettbewerbs sind baden-württembergische Autorinnen und Autoren aufgerufen, sich mit den Lebenswelten von Jugendlichen auf dem Land literarisch auseinander zu setzen. Dabei können alle Formen und Facetten ländlicher Jugendkultur in Vergangenheit und Gegenwart in den Blick genommen werden. Eine rege Beteiligung von jungen Autorinnen und Autoren ist ausdrücklich erwünscht. Pressemitteilung vom 11.01.2013: Literaturwettbewerb 2013 „Jugend auf dem Land“ gestartet
TeilnahmebedingungenMit dem Literaturpreis „Jugend auf dem Land” werden baden-württembergische Autorinnen und Autoren ausgezeichnet, die dieses Thema in besonderer Weise bearbeitet haben. Zur Teilnahme am Wettbewerb können literarische Texte aller Gattungen eingereicht werden, die einen Bezug zu Baden-Württemberg aufweisen und bislang noch nicht veröffentlicht wurden. Die Texte dürfen maximal 10 Seiten umfassen (ca. 3.000 Zeichen je Seite, 11 Punkt-Schrift, 1,5-facher Zeilenabstand). Die eingereichten Texte werden von einer neutralen Fachjury beurteilt und prämiert. Für die besten Arbeiten werden drei Preise in Höhe von insgesamt 5.000 Euro vergeben. Die Autorinnen und Autoren räumen dem Veranstalter das ausschließliche und unbefristete Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung des eingesandten Textes ein. Eine Auswahl der eingereichten Texte wird veröffentlicht. Benachrichtigt werden Autorinnen und Autoren, deren Texte prämiert bzw. für die Veröffentlichung vorgesehen werden. Eingereichte Manuskripte werden nicht zurückgesandt. Die Bewerberinnen und Bewerber senden bitte jeweils einen Wettbewerbstext mit einem Begleitschreiben, das persönliche Angaben enthält, ausreichend frankiert an: Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg
Einsendeschluss ist der 30. April 2013. |
Jugend auf dem Land Neue Geschichten und Gedichte aus Baden-Württemberg Blaskapelle und Disco, Fußballverein und Facebook, Landlust
und Landfrust - nie waren die Lebenswelten von Jugendlichen auf dem
Land vielfältiger und kontrastreicher. Früher war das
Dorfleben fast ausschließlich von der Landwirtschaft
geprägt. Heute sind längst auch städtische
Lebensformen hinzugekommen. Viele Jugendliche leben gerne in ihrem
Dorl und doch möchten sie auch immer wieder "herauskommen" und
die Stadt erleben. Jung sein auf dem Land, das sind spannungsreiche
Erfahrungsräume zwischen Tradition und Moderne, zwischen
Heimatverbundenheit und Sehnsucht nach Herausgegeben von der Akademie Ländlicher Raum
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