Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen kommt der nachhaltigen Integration von MigrantInnen in unserer Gesellschaft eine hohe Bedeutung zu. Ländliche Räume bieten vielfältige Voraussetzungen, damit sie gelingen kann: Die Überschaubarkeit einer Dorfgemeinschaft, das hohe Gemeinschaftsgefühl, die persönlichen und direkten Kontakte, das große Engagement der BürgerInnen und vieler ländlicher Akteure.
Aus der Zuwanderung können sich zudem auch Chancen für die ländlichen Gemeinden ergeben: Durch die (Um-)Nutzung von Leerständen, den Mehrbedarf an Daseinsvorsorge, an Infrastruktur, an Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, an Mobilitätsangeboten, durch die Qualifizierung zu Fachkräften und durch den Mehrwert der kulturellen Vielfalt.
Die Chancen können jedoch nur genutzt werden, wenn es gelingt, Integration und gesellschaftliche Teilhabe von MigrantInnen als gemeinsame Aufgabe zu begreifen und vor Ort ein Netzwerk zu knüpfen, in dem Kirche und Kommune, Wirtschaft, Vereine und Akteure der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten.
Die Tagung möchte für dieses Miteinander motivieren, Impulse von politischen, kirchlichen und kommunalen ExpertInnen zur Diskussion stellen und mit unterschiedlichen Praxisbeispielen Möglichkeiten der Umsetzung aufzeigen.
Projekte und Beispiele
Im Projekt „Coaching2gether" des Fachdienstes Jugend, Bildung und Migration der Bruderhaus Diakonie
engagieren sich Ehrenamtliche als individuelle Lernbegleiter und unterstützen so den Übergang von der Schule in den Beruf.
Das Projekt „Ankommen-Kennenlernen-Mitgestalten" bringt Einheimische und Migranten zusammenn und eröffnet neue
Möglichkeiten der Beteiligung am gesellschaftlichen Leben für Menschen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen.
„Conclusio" ist ein österreichischer ZEITBANK-Verein, in dessen Rahmen AsylbewerberInnen ehrenamtlich und
gemeinwohlorientiert arbeiten. SPES arbeitet an der Übertragung dieses spezifischen ZEITBANK-Modells nach
Baden-Württemberg.
Der Markt Wittislingen setzt seit Jahren auf eine selbsttragende Asyl- und Integrationsarbeit. Durch das fortschrittliche Campus-Modell,
das sehr dynamisch angelegt ist, sehen wir die Möglichkeit die herrschenden Anforderungen zu bewältigen und daran zu wachsen. Nur
die Qualität des Netzwerk Asyl
Wittislingen e. V. macht die Entwicklung der Integrationsarbeit überhaupt möglich.
Die ReferentInnen
Hartmut Alker ist Vorsitzender der Bund-Länder Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ArgeLandentwicklung), die sich in den vergangenen Monaten mit der nachhaltigen Integration von MigrantInnen in ländlichen Räumen beschäftigt hat. Er ist gleichzeitig Ministerialdirigent im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.
Dr. Thomas Broch ist vom Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Flüchtlingsbeauftragten benannt. Er bringt einen reichen Erfahrungsschatz aus der Caritasarbeit mit und unterstützt, fördert, koordiniert und vernetzt in der Flüchtlingsarbeit tätige Akteure.
Dr. Joachim Drumm beschäftigt sich mit zukunftsfähigen Konzepten des Lebens und Zusammenlebens. Er entwickelte mit seiner Hauptabteilung „Kirche und Gesellschaft“ den „K-Punkt Ländliche Entwicklung im Kloster Heiligkreuztal".
Dr. Hussein Hamdan arbeitet bei der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Er berät Kommunen und kirchliche Einrichtungen zu Fragen des Zusammenlebens mit Muslimen.
Swetlana Hein-Popow hat selbst Migrationshintergrund und setzt sich in ihrer Gemeinde im „AK Miteinander in Igersheim" für eine gelingende Integration von MigrantInnen ein.
Steffen Jäger ist Beigeordneter des Gemeindetags Baden-Württemberg und entwickelt Gesamtkonzepte für die Flüchtlingshilfe und für die Integration von MigrantInnen in den Gemeinden.
Matthäus Karrer ist Leiter der Hauptabteilung Pastorale Konzeption der Diözese Rottenburg-Stuttgart und verantwortlich für den Prozess „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten".
Prof. Dr. Paul-Stefan Roß ist Leiter des Masterstudiengangs „Governance Sozialer Arbeit" an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, verantwortlich für die Fachberatung des Gemeindenetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement Baden-Württemberg und seit vielen Jahren mit Forschungsprojekten zu Integration und Inklusion betraut.